Willkommen im Land der Relativierer

Warum alles immer „normal“ ist – außer dein Kontostand

Es gibt so eine Sorte Mensch – meistens GenZ, manchmal auch Marketing-Opas im Beratermodus – als auch die meisten Pensionisten die relativiert alles.

Egal was du sagst, egal wie absurd die Realität gerade ist: sofort kommt das „Ja, aber…“.

Du: „Das ist aber teuer geworden.“

Sie: „Ja, aber die Ausstattung, die Inflation, die Lieferketten, die Sterne standen auch gerade schief…“ und natürlicher der Klassiker: Das kannst du heute aber nicht mehr so rechnen… 

Ja genau, euer mathematisches Verständnis haben wir alle bei Corona schon bestens live und in Farbe mitbekommen, als ihr bei einer Überlebenschance von 99,9% alle alles und jeden Blödsinn brav mitgemacht habt…🙄

Am Ende sollst du dich schlecht fühlen, weil du dir erlaubt hast, Preis und Wert überhaupt zu vergleichen. Weil: der freie Markt….„Das ist alles Business, Baby…“

Aha. Business. Lass uns kurz zurückspulen:

Zur Jahrtausendwende: 
(Als Österreicher nehme ich unsere damalige Landeswährung. Die Umrechnung war damals Schilling geteilt durch 14, inflationsbereinigt und der einfachheitshalber teile ich hier durch 10)

– Ein Werkzeug oder Gerät: 2000 Schilling = 200 Euro.
– Heute: exakt das gleiche Ding – 700 bis 1000 Euro.

Damals ein durchschnittliche Handwerker-Lohn:

– 12.000–20.000 Schilling netto = 1200–2000 Euro.
– Heute: bei 70 % der Leute immer noch 1200 netto.
(außer natürlich die ganzen staatlich subventionierten Bullshitjobs für irgendwelche Kammern und Behörden ect. dort steigt die GenZ nach der Schule gleich fürstlich entlohnt ein. Ich habe dazu schon mehrmals geschrieben.)

Hier ein paar Beispiele um das Ganze bildlicher darzustellen.

Wohnen damals – Wohnen heute (mit GenZ-Immobilien-Geschwurbel)

Zur Jahrtausendwende:

Du hast dir eine Wohnung gesucht. Punkt. 70qm, Balkon, Bad mit Fenster. Preis: 2.000 Schilling (ca. 200 Euro). Ein Fünftel vom Gehalt. Der Rest war für Leben da: Auto, Urlaub, Grillerei am Wochenende.

Heute:

Dasselbe Loch nennt sich jetzt „Urban Living Experience“. Quadratmeterpreis? Locker 20 Euro. Heißt: Die Hälfte vom Gehalt geht direkt an den Vermieter, die andere Hälfte an den Kredit für den Ikea-Mist, den du in die Bude reinschleppst.

Und die Namen? Da geht’s erst richtig los:

– „Tiny Loft Concept“ = 25qm Abstellkammer mit Dachschräge.
– „Micro-Apartment“ = WG-Zimmer mit Herdplatte.
– „Co-Living Space“ = früher hieß das Zweck-WG, heute ist es ein Geschäftsmodell.
– „Urban Jungle“ = zwei Plastikpalmen vorm Fenster und Nachbarn, die meinen, Yoga sei eine Lebensphilosophie.

Fazit:

Früher hast du gewohnt. Heute buchst du eine „Experience“. Unterschied: Dein Konto ist schon am 5. jeden Monats leer wie das Sparschwein deines Bruders nachdem ein neuer Ego-Shooter für die X-Box veröffentlicht wurde. Und das Beste: Früher hieß es „Schimmel an der Wand“. Heute verkauft dir der Makler dasselbe als „Vintage Flair mit urbaner Patina“.

Essen damals – Essen heute (mit GenZ-Namenswahnsinn)

Zur Jahrtausendwende:
Du gehst ins Gasthaus, bestellst: „Ein Filetsteak mit Fritten und Salat.“ Kellner nickt, 20 Minuten später: ehrliches Essen, Teller voll, 120 Schilling (12Euro), fertig. Maximum Satisfaktion inklusive…danach ginge auf die Piste ein paar Mädels klar machen. 

Mit 1000 Schilling als ungefähr 100 Euro konntest du eine ganze Nacht die Puppen tanzen lassen, heute kommst du um dieses Geld in manchen “In” Club, gar nicht mehr ohne blaues Auge am Türsteher vorbei…

Heute:

Dasselbe Steak kommt als „Dry Aged Grass-Fed Surf’n’Turf Fusion Experience“, serviert auf einem Schieferbrett mit Rosmarinzweig-Deko und drei Tropfen „Red Wine Reduction“ daneben.

Der Preiszettel?

– 37 Euro für 250g „Premium-Cut“ (heißt früher einfach Fleisch).
– 5 Euro für Pommes – pardon: „Sweet Potato Sticks mit Aioli-Dip“.
– 8 Euro für den Salat – natürlich „Garden Bowl mit Superfood-Topping“.
– 6 Euro fürs „Röstgemüse“ – offiziell aber „Grilled Seasonal Greens“.

Macht zusammen 56 Euro. Für exakt dasselbe Essen, das du damals um 120 Schilling bekommen hast – nur diesmal mit Marketing-Namen, die klingen, als hätte sie ein Praktikant in einer Hipster-Agentur auf LSD erfunden.

Und die GenZ?

Sitzt 15 Minuten lang mit dem Handy über dem Teller fürs Insta-Highlight, erklärt dir dann gönnerhaft, dass du das „Erlebnis“ mit einrechnen musst – und marschiert danach noch schnell zu McDonald’s, um einen Burger nachzuschieben, weil das „Fusion Experience“ nur ein Loch im Magen hinterlassen hat. 

Danach gehts wegen Kreditkartensperre, weil du für dieses Abend den finanziellen Rahmen gesprengt hast, direkt nach Hause auf einen Kamillentee und Folge 2573 deiner 10.000 Folgen Serie auf Netflix. 

Golf damals – Golf heute

Früher war der VW Golf der Maßstab vom kleinen Mann. Ehrliche Karre, nix Überkandideltes. Sportsitze, Xenonlicht – fertig. Preis: knapp über 20.000 Euro. Qualität: fast unzerstörbar.

Fazit: Den fährst du, bis er dir unterm Arsch weggerostet ist – und beim Schlachten kriegst du noch Kohle für die Leiche, weil der Schrotthändler das Ding nochmal zu Geld macht.

Heute: Plastikbomber mit Tablet im Armaturenbrett, Touchbedienung statt echte Schalter – für 30.000 Euro aufwärts. Alles nur mehr über Leasing und Schulden finanzierbar.

Und die GenZ feiert das, als hätten sie gerade die verdammte Erleuchtung gehabt: „Wow, ein Golf mit Touchscreen, how nice..!“ – während der alte Golf IV in Papas Garage nach 400.000 km immer noch sagt: „Ich geb nicht auf, verpass mir einfach eine neue Schweißnaht und weiter geht’s.“

Fazit: In 10 Jahren zahlst du dann noch drauf, um das Ding als Sondermüll auf einer illegalen Müllhalde zu entsorgen – und bist froh, dass du jemanden gefunden hast, der sich überhaupt traut, das Ding wegzukratzen, ohne gleich einen Umweltsuper-GAU à la Tschernobyl auszulösen.

Mercedes damals – Mercedes heute

Mercedes war früher das Bollwerk der deutschen Auto-Ehre. Nicht schön, eher was für alte Männer im Anzug – aber Qualität wie ein Bunker gegen Nukleare Bedrohung, vorzugsweise vom phösen Russen.

Die Karre hat alles weggesteckt: Salz, Hagel, 300.000 km Balkanpiste – und wenn dir einer ins Auto gekotzt oder gleich reingeschissen hat, der Benz hat’s geschluckt und es roch trotzdem weiter nach echtem Leder.

Innenraum? Materialanmutung immer delüx. Da konntest du noch mit der Faust auf die Mittelkonsole hauen, ohne dass dir das Plastik entgegenflog.

Der 190er – der „Baby-Benz“ – war damals schon fast ein kleines Statussymbol. Preis: umgerechnet eine halbe Million Schillinge (ca. 50.000 Euro). Viel Kohle, aber dafür hast du ein Stück solide Ewigkeit gekauft.

Heute: AMG 63 für 200.000 Steine. Klingt fett – bis du die Tür aufmachst und dich das billigste Plastik angrinst, das selbst der Lada-Händler nicht mehr im Regal haben will. Softlack blättert schneller ab als der Lack vom Fingernagel deiner Freundin, und nach zwei Jahren schaut die Karre innen aus wie die Raucherlounge am Westbahnhof nachdem dort 50 Migranten gewohnt hatten.

Fazit: Früher hast du einen Benz gekauft und er war Teil der Familie. Heute kaufst du einen Benz und bist nur noch Teil der Beta-Tester-Fraktion für die Marketing-Abteilung, die mit ihren Werbe- Buzzwords glaubt, das Rad neu erfunden zu haben.

Kein Wunder, dass der türkische Papa, der den Benz schon in Istanbul vergöttert hat, heute nach 30 Jahren im gebrochenen Deutsch sagt: „Abdul, lass gut sein – nimm BMW. Benz nix gut, nur mehr Plastik wie Spielzeug in dein Kinderzimmer früher…“

Und jetzt wissen wir auch, warum die jungen Türken alle BMW fahren…

Doch nun zurück zu den Relativierern

Die haben null Bezug mehr zu Geld, weil sie:

– alles gebügelt und geblasen kriegen,
– von Mama und Papa Dauer-Soforthilfe aufs Konto gepumpt bekommen,
– und direkt nach der Schule in Bullshit-Marketingjobs plumpsen, wo der größte Stress ist, ob man „Kolleg:innen“ oder „Kolleg*innen“ schreibt.

Und wenn du dann mal mit Verhältnismäßigkeit kommst – also so Basics wie „Früher hat das 150 Euro gekostet, heute 1000“ – dann lachen sie dich aus, als wärst du der letzte Volltrottel:

„Lol, der Boomer wieder – kapiert Wirtschaft nicht.“

Aber sorry, Freunde: Wenn Preise sich verzehnfachen und die Löhne nicht, dann ist das nicht „Wirtschaft“.

Das ist ein Raubüberfall in Zeitlupe!

Nur dass keiner „Überfall!“ schreit, weil alle so schön relativieren: „War halt schon immer so…“

Natürlich – genau wie Durchfall auch nur eine andere Form von Fitnesskur ist.

Schlussgedanke

Die Frage bleibt: Wann und wo ist die GenZ – die Masterminds hinter dem Relativieren eigentlich falsch abgebogen?

Wann haben sie angefangen, sich freiwillig mit Neusprech-Kauderwelsch die Kohle aus der Tasche ziehen zu lassen – und gleichzeitig bei jedem Thema die moralische Überlegenheit raushängen zu lassen, obwohl sie nachweislich die größten Idioten im Raum sind?

Und jetzt wundern sich alle, warum keiner mehr einen normalen Job will. Ganz einfach: Weil der orchestrierte Raubzug längst so teuer geworden ist, dass ehrliche Arbeit nicht mehr reicht. Aber anstatt Widerstand zu leisten oder den Konsum zu verweigern, machen sie weiter – aus Prestigegründen, aus Angst vor Gesichtsverlust. Wer einmal tief genug im System steckt, kommt nicht mehr raus.

So bleibt nur noch eins: der Kampf der Generationen. Während die Eliten sich beim nächsten „Surf’n’Turf Fusion Experience“ amüsieren und zusehen, wie unten weiter gestrampelt wird.

Mission erfüllt. Amen.


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Tom Weber

Tom Weber – Beruf: Störenfried. Diagnose: chronisch allergisch gegen Heuchelei, Doppelmoral und staatlich geprüften Schwachsinn. Schreibt auf dem Strafplaneten über alles, was im offiziellen Irrenhaus als „normal“ gilt – und daher dringend untersucht werden muss

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