Österreichischer Wortspiel-Rückblick #4

„Heast du Beidl, schleich di!“

Ü: Hör zu, du Trottel – verschwinde sofort.

Wiener Realitätskern:

Der Satz ist die Wiener Version der finalen Eskalationsstufe:

keine Diskussion, kein Feingefühl, kein diplomatischer Restbestand.

„Beidl“ ist ein radikal verkleinertes Bild von Wertlosigkeit —

ein „Sackerl ohne Füllung“, ein Mensch ohne Haltung, ein Lappen wider Willen.

Und „schleich di“ heißt:

Du hast hier nichts mehr verloren – geh. Punkt.

Der Wiener verwendet das nur, wenn die letzten Synapsen der Geduld durchgerissen sind.

Für Menschen mit Matura/Abitur:

„Bitte beenden Sie dieses Gespräch und entfernen Sie sich aus der Situation. Ich sehe keine sinnvolle Grundlage für weiteren Austausch.“

Sinn & soziale Funktion:

Der Satz dient als Notbremse.

Nicht für den Sprecher – für den anderen.

Er beendet einen sinnlosen Dialog, bevor daraus ein Problem mit kinetischem Potenzial entsteht.

Signalisiert:

– Gespräch = tot

– Toleranz = null

– Respekt = aufgebraucht

– Abgang = jetzt

2025 – LinkedIn Deluxe Management Edition:

„Ich definiere an dieser Stelle eine klare Exit-Option für Gesprächspartner mit reduziertem Selbstwirksamkeitsprofil. Indem ich ein eindeutiges Boundary-Setting kommuniziere, ermögliche ich ihnen einen verantwortungsvollen Rückzug aus der Interaktionszone, bevor unnötige Eskalationscluster entstehen. Das ist gelebte Konfliktprävention im Sinne einer nachhaltigen Kommunikationsökologie.“

2025 – Dönerbuden-Hinterhof-Alpha-Soziolekt:

„Ey, Brudda… bring nicht Beidl-Vibe!

Mach gepflegter Abflug, Digga…

sonst mach ich dir Flugstunde, eh.“


Zeig anderen auch diesen Irrsinn!

Tom Weber

Tom Weber – Beruf: Störenfried. Diagnose: chronisch allergisch gegen Heuchelei, Doppelmoral und staatlich geprüften Schwachsinn. Schreibt auf dem Strafplaneten über alles, was im offiziellen Irrenhaus als „normal“ gilt – und daher dringend untersucht werden muss

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