Weggewischt – Warum unser System lieber billig putzt, statt anständig zu bezahlen

Post ist vom Sommer 2025!

Ich sitze auf einem kleinen Campingplatz in Privlaka, Kroatien. Sonne, Meer, lauwarmes Windchen – alles da. Der Ort hat Charme, und auch das Sanitärgebäude wirkt auf den ersten Blick modern. Doch innen: blanker Hohn.

Wackelige Klobrillen, abgebrochene Haken, Wasserhähne aus dem untersten Baumarktniveau – und alles in einem Zustand, der irgendwo zwischen „Studenten-WG nach der dritten Party“ und „osteuropäischem Busbahnhof 1996“ liegt.

Und ja: Es kommt täglich eine Putzfrau. Aber was soll sie retten, wenn das Gebäude selbst schon nach Kapitulation riecht?

Willkommen im Zeitalter der Outsourcing-Heuchelei, wo das Günstigste als „effizient“ verkauft wird und der menschliche Faktor einfach wegdelegiert wurde.

Die neue Reinlichkeit – im Dreck der Ausbeutung

Früher hat man die Reinigungskraft gekannt. Sie war Teil des Betriebs, hatte einen Namen, vielleicht sogar einen Kaffeeplatz. Heute kommt sie über eine Firma, die über eine andere Firma beauftragt wurde, die wiederum ihren Auftrag über eine Vermittlungsplattform bekommen hat.

Vier Zwischenhändler, drei Lügen, ein Mindestlohn.

Was zählt, ist nicht die Qualität der Arbeit, sondern der Preis pro Quadratmeter – runtergerechnet auf den letzten Cent. Und dann wundern sich dieselben Betreiber, warum alles irgendwie siffig bleibt, obwohl ja täglich geputzt wird.

Das Märchen vom Fachkräftemangel

Seit Jahren wird das Mantra des Fachkräftemangels gebetsmühlenartig runtergeleiert. Die Wahrheit? Die Fachkräfte sind da – sie haben nur keinen Bock mehr auf moderne Leibeigenschaft.

Denn wie soll das bitte funktionieren:

Ein Betrieb behauptet, eine Putzkraft koste ihn „ein Vermögen“. Gleichzeitig verdient die Putzfrau netto weniger als der Dönerverkäufer am Bahnhof.

Und plötzlich wird es durch die Vermittlung eines Sub-Sub-Subunternehmers billiger?

Wer das glaubt, glaubt auch, dass Politiker „aus Überzeugung“ handeln.

Nein – das ganze System ist ein perfides Konstrukt, in dem man sich gegenseitig in die Tasche lügt. Die einzigen, die draufzahlen, sind – wie immer – die, die den Dreck wegmachen.

Sauberkeit braucht Würde – nicht Excel-Tabellen

Die ganze Branche der Reinigungs- und Vermittlungsfirmen ist nichts anderes als eine legalisierte Form der Entwürdigung. Ihre Existenz basiert darauf, dass es Menschen gibt, die sich nicht wehren können oder dürfen.

Und wir alle sind Komplizen, solange wir dieses System stillschweigend hinnehmen.

Vielleicht fangen wir damit an, wieder Namen statt Nummern zu sehen. Und Menschen statt „Kostenfaktor“.

Denn das, was hier weggewischt wird, ist nicht nur Schmutz es ist Anstand.


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Tom Weber

Tom Weber – Beruf: Störenfried. Diagnose: chronisch allergisch gegen Heuchelei, Doppelmoral und staatlich geprüften Schwachsinn. Schreibt auf dem Strafplaneten über alles, was im offiziellen Irrenhaus als „normal“ gilt – und daher dringend untersucht werden muss

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