Wenn Händler plötzlich überrascht sind von dem Betrug, den sie seit Jahren mittragen
Man kennt das Drehbuch schon von Corona, Bankenkrise oder Energiepolitik:
Erst jahrelang mitlaufen, mitverdienen, wegschauen – und wenn die Empörung nicht mehr zu stoppen ist, verwandelt man sich über Nacht in den moralischen Aufklärer.
So nun auch im Supermarkt.
Da erklärt der INTERSPAR-CEO mit ernster Miene: Shrinkflation sei „ein Betrug am Konsumenten“.
Ach was. Wer hätte das gedacht?
Nur: Wo war dieses hehre Verantwortungsgefühl, als die eigenen Regale prall gefüllt waren mit Milka-Tafeln, Waschmittel-Packungen und Oetker-Produkten, die Stück für Stück geschrumpft sind?
Die Praxis war kein Geheimnis – sie war Alltag.
Und Ketten wie Interspar haben nicht nur zugesehen, sondern jahrzehntelang aktiv mitverkauft. Hauptsache: Umsatz stimmt, Marge passt.
Jetzt, wo der Druck steigt, kommt die Rolle des „ehrlichen Mahners“.
Und die LinkedIn-Bubble?
Sie applaudiert wie gewohnt.
– Die einen erklären, Lebensmittel seien „eh zu billig“.
– Die anderen schieben’s auf Rohstoffpreise, Inflation oder die EU.
– Manche zelebrieren Konsumverzicht als Lösung („Danke Shrinkflation, du erleichterst mir meinen Minimalismus“).
– Und ganz zum Schluss gibt’s die Lobeshymnen auf „Fair Play“ und „ehrliche Kommunikation“.
Was fehlt? Die einzige relevante Frage:
👉 Warum habt ihr all die Jahre mitgemacht?
Denn die Wahrheit ist: Shrinkflation ist nicht das Problem.
Das Problem ist die Choreografie des Mitlaufens.
Die stille Koalition von Herstellern, Händlern und Managern, die solange lächeln, solange der Rubel rollt – und dann, wenn’s kippt, die Empörungsmaske aufsetzen.
Das ist keine Aufklärung.
Das ist Schadensbegrenzung.
Und es ist das alte Spiel:
Erst die Taschen füllen, dann die Hände in Unschuld waschen.




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