Früher hieß es Windows gegen Mac, heute Chrome gegen Safari. Gleiche Schlacht, neuer Anstrich
Früher war der Computer ein Schlachtfeld.
Die Microsoft-Jünger saßen wie Kreuzritter vor ihren grauen Kisten, hackten in die Tastatur, installierten Treiber, fummelten in der „Registry“ (das ist diese geheime Hexenküche voller kryptischer Zahlen, in der man mit einem falschen Klick den ganzen Rechner grillen konnte). Jeder Absturz war ein Abenteuer, jeder Neustart ein kleiner Exorzismus.
Und weil nichts jemals auf Anhieb funktionierte, fühlte sich jeder Windows-User wie ein Held. Man war kein Opfer, man war ein Admin-Ritter, der sein System gezähmt hatte – zumindest bis zum nächsten Blue Screen of Death.
Die Apple-Jünger hingegen? Die nutzten ihre Geräte einfach. Aufklappen, einschalten, arbeiten, fertig. Für die Windows-Ritter war das Verrat: „Das ist doch keine Freiheit, wenn man nichts rumschrauben kann!“ Für die Apple-Leute war es einfach nur Alltag: „Das Ding tut, was ich brauche, und ich kann danach schlafen gehen.“
Heute: Gleiche Story, neue Protagonisten
Heute heißt die Schlacht nicht mehr Windows vs. Mac,
sondern Chrome vs. Safari Browser.
Und wieder sind die Rollen klar verteilt.
- Safari (Apple, WebKit-Engine): der schlichte Werkzeugkasten. Du hast Hammer, Schraubenzieher, Zange. Damit kriegst du 99 % des Lebens geregelt. Stabil, energiesparend, ohne viel Brimborium.
- Chrome (Google, Chromium-Engine): der Baumarkt im Dauer-Hypermodus. Da gibt’s nicht nur Hammer, Schraubenzieher und Zange, sondern auch eine Motorsäge mit Bluetooth, ein Bohrfutter mit KI-Interface, motorisierten Schneeschieber mit WLAN, eine Kreissäge mit Selfie-Kamera und einen Rasenmäher, der gleichzeitig deine Kryptowallet synchronisiert. Braucht das jemand? Nein. Gibt’s trotzdem? Ja.
Die Entwickler jubeln, weil Chrome ständig neue „APIs“ einführt.
(API heißt: noch ein zusätzlicher Knopf am Browser, mit dem man Dinge tun kann, die vorher keiner vermisst hat – also der zehnte Getränkehalter im Auto.)
Und die User? Sie merken’s erst, wenn der Akku schmilzt oder der Laptop röchelt wie ein Pensionist auf seinem letzten Bußgang: der Wallfahrt nach Mariazell, allerdings nicht bequem im Bus, sondern barfuß aus 300 Kilometern Entfernung.“
Die Engines – Beamte gegen Praktikanten
Damit man versteht, worum es geht:
- WebKit (Safari) ist Apples eigene Maschine, die Webseiten darstellt. Man kann sich das vorstellen wie ein unsichtbares Hamsterrad, in dem kleine Pixelknechte deine Seite zusammenschrauben. Ist wie ein Beamter im Amtsstüberl: arbeitet langsam, aber verlässlich, macht pünktlich um 17 Uhr Feierabend und spart Strom. Wenig Show, aber effizient.
- Chromium/Blink (Chrome) ist Googles Dampfwalze. Sie plättet alles, was ihr in die Quere kommt, und baut ständig neue Schalter ein. Vorteil: damit läuft fast jede moderne Web-App butterweich. Ist der überdrehte Praktikant: jongliert acht Akten gleichzeitig, ruft ständig „kein Problem!“, wirft dabei aber alle Ordner auf den Boden und verlangt dafür Überstundenbonus oder Work-Life Balance.
Nachteil: dein Rechner fühlt sich an, als würde er nebenbei Kernfusion berechnen.
Das Herzstück ist die JavaScript Engine:
- Bei Safari heißt sie JavaScriptCore, auch „Nitro“. Sie ist wie eine Kaffeemaschine, die sparsam brüht – nicht spektakulär, aber zuverlässig.
- Bei Chrome heißt sie V8. Das ist keine Kaffeemaschine mehr, sondern ein Dragster-Motor. Schnell, laut, frisst Sprit ohne Ende, aber jeder Entwickler schreit: „Wow, geil!“
Der gleiche Irrsinn wie damals
Die Parallele ist unübersehbar:
- Microsoft früher: Komplexität als Freiheit. „Willst du deine Druckerwarteschlange optimieren oder 47 Treiber neu installieren? Glückwunsch, du bist frei!“
- Google heute: Feature-Overkill als Fortschritt. „Willst du, dass dein Browser dein Mikrofon, deine Kamera, deinen Toaster und deine Steuererklärung verwaltet? Klar, geht alles!“
Und wie früher laufen am Ende alle in dieselbe Falle:
- Damals programmierten alle Webseiten für den Internet Explorer, obwohl er technisch Müll war.
- Heute optimieren alle für Chromium, obwohl damit eine neue Monokultur entsteht.
Die Ironie: Apple sitzt wie eh und je daneben und sagt: „Wir halten’s klein, wir halten’s sauber, wir halten’s unter Kontrolle.“ Und genau dafür werden sie wieder gehasst – weil es funktioniert.
Der Alltagstest
Am Ende sieht’s so aus:
- Der Chrome-Jünger startet seinen Laptop, freut sich über das 200. neue Feature, das er nie brauchen wird, und nach drei Stunden ist der Akku leer.
- Der Safari-User klappt sein MacBook auf, schreibt seine Mails, streamt 6 Stunden Videos, geht ins Bett – und am nächsten Morgen hat er immer noch 60 % Akku.
Freiheit vs. Kontrolle, sagen die einen. Bullshit vs. Funktion, sage ich.
Fazit: Gleiche Scheiße, neue Farben
Der Browserkrieg ist nur die Neuauflage der alten Microsoft-vs.-Apple-Nummer.
Damals kämpfte man mit Treibern und Blue Screens, heute mit Akkufressern und Feature-Overkill. Damals war es der Internet Explorer, heute ist es Chromium.
Und wie immer bleibt Apple die langweilige Konstante: „Benutz das Ding, geh schlafen, es läuft auch morgen noch.“
Die einen nennen es Bevormundung.
Die anderen nennen es schlicht: funktionieren.




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