Ein oligarchisches Fördersystem, das sich hinter Startup-Mythen, Gründerstories und Innovations-Buzzwords versteckt.
Amazon macht im Jahr 2024 über 60 Milliarden Dollar Umsatz – allein mit Werbung.
Amazon verdient mit Werbung mittlerweile über 60 Milliarden Dollar – und das ganz ohne Videoformate.
Das berichtet Horizont in Bezug auf aktuelle Zahlen von WARC Platform Insights.
Zum Vergleich: Das sind nur knapp 9 % des Amazon-Umsatzes – allein durch Werbeanzeigen, die uns beim Scrollen, Suchen und Einkaufen begegnen.
Kein Produktverkauf. Kein Prime. Nur Werbung.
Das ist keine Tech-Spielerei. Das ist ein leiser Strukturwandel in Echtzeit.
Was früher dem lokalen Elektrohändler das Monatsbudget gesichert hat – ein kleiner Flyer in der Zeitung – ist heute ein Multimilliardenmarkt, gesteuert von BlackRock, Vanguard & Co.
Und Amazon ist nur das sichtbarste Beispiel.
Doch bevor wir den Finger zu schnell auf „die da oben“ richten:
Wir alle haben mitgespielt.
Bequemlichkeit. Sofortverfügbarkeit. Bewertungen statt Beratung.
All das hat das System belohnt, das wir heute beklagen.
Ironischerweise trifft es jetzt auch die Konzerne, die selbst einst die Mittelständler verdrängt haben:
MediaMarkt, Saturn & Co.
Sie haben früher viele lokale Elektrogeschäfte vom Markt gedrängt – mit größerem Sortiment, aggressiven Preisen und Werbekampagnen, die Dorfhändler alt aussehen ließen.
Doch jetzt sitzen sie selbst in der Falle. Nicht ersetzt – aber ausgehöhlt von Amazon und Co. Die Laufkundschaft fehlt, die Margen bröckeln, und viele Produkte werden vor Ort begutachtet, aber dann online gekauft – günstiger, bequemer, mit Prime-Versand.
Das ist keine simple Kette aus „frisst und wird gefressen“.
Es ist ein System, das sich immer stärker zentralisiert – mit enormen Mitteln im Hintergrund. Und mit uns als bequeme Mitspieler.
Und jetzt?
Werden sie selbst vom Onlinehandel überrollt.
Nicht ersetzt, aber systematisch entwertet.
Früher warst du König, wenn du in der Einkaufsstraße fünf Fernseher zeigen konntest.
Heute bist du unsichtbar, wenn du im Amazon-Algorithmus nicht auftauchst.
Und Amazon zeigt dir nicht nur fünf Fernseher – sondern fünfhundert.
Sogar Produkte, die es eigentlich gar nicht geben dürfte, findest du dort trotzdem.
Das ist kein Zufall.
Aber die eigentlich entscheidende Frage ist:
Wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Die Antwort ist unbequem – aber notwendig:
Milliardäre werden nicht geboren – sie werden gebaut.
Was uns als „Startup-Erfolg“ verkauft wird, ist oft das Ergebnis eines jahrzehntelangen Plans. Konzerne wie Amazon, Uber oder Lieferando wurden jahrelang mit Milliarden gestützt, ohne Rücksicht auf Verluste – finanziert durch Investmentgiganten wie BlackRock oder Vanguard.
So funktioniert das Spiel:
Man pumpt Geld in Plattformen, bis die Konkurrenz preislich nicht mehr mithalten kann.
Lokale Märkte werden zerstört.
Danach steigt man auf die Monopolbühne und verkauft den CEO als Selfmade-Genie.
Der Rubel rollt – für die, die schon immer über das Kapital verfügten.
Das ist der Plan – finanziert über Jahre mit Verlusten, abgesichert durch gigantische Fonds und gezielt aufgebaut, um Alternativen auszuschalten.
Was wir sehen, ist kein freier Markt.
Es ist ein gelenkter Wettbewerb, der mit unserer Bequemlichkeit kalkuliert – und mit unserer Kurzsichtigkeit rechnet.
Doch was heißt das alles konkret?
Man muss nur durch die Einkaufsstraßen gehen.
Immer mehr Geschäfte stehen leer.
Was früher pulsierende Stadtkerne waren, wird heute von Immobilien-Leerstand und toten Schaufenstern geprägt. Und selbst systemtreue Medien wie der Kurier berichten inzwischen offen über diese Entwicklung – weil sie nicht mehr zu übersehen ist.
Der stationäre Handel stirbt nicht an fehlender Innovation – sondern an einem Spiel, das längst von anderen Regeln bestimmt wird.
Was wäre die Lösung?
Die Frage ist: Was können wir tun – als Menschen, als Konsumenten, als Gestalter von Realität?
Die einfache Antwort: Lokalen Handel stärken.
Die ehrliche Antwort: Es ist nicht so einfach.
Denn selbst wenn du willst – du findest oft nichts. Ich spreche aus eigener Erfahrung:
Du gehst auf einen lokalen Markt oder in ein Geschäft, weil du bewusst einkaufen willst.
Was du findest?
👉 Billige China-Nachbauten – schlecht verarbeitet, unberührbar billig produziert.
👉 Oder handgemachte Produkte, die plötzlich Preise im oberen Luxussegmentaufrufen.
Da fragt man sich: Wo ist die Mitte geblieben?
Früher hingen da fünf Handelsstufen dazwischen – vom Produzenten über Importeure, Zwischenhändler und Vertrieb bis hin zum Laden. Heute kauft der Händler direkt beim Erzeuger. Oder der Erzeuger verkauft selbst.
Und trotzdem verlangen viele Preise wie für ein Designerstück in der Wiener Innenstadt.
Spricht man sie darauf an, kommen die immer gleichen Phrasen:
„Alles ist teurer geworden.“
„Klimakrise, Ukrainekrieg, Putin, CO₂.“
Was nie thematisiert wird?
Die eigene Gier.
Auf Wochenmärkten kannst du das live erleben:
Die moralisch überladenen “Kauf-lokal”-Kampagnen wirken da wie ein Feigenblatt für die Selbstbeweihräucherung einer Konsum-Elite, die sich beim Abgezockt-Werden noch überlegen fühlt.
Dabei braucht echter lokaler Handel genau das Gegenteil:
- Ehrlichkeit bei Preisen
- Qualität, die greifbar ist
- Respekt für den Kunden – nicht moralisches Erziehen
- und vor allem: ein realistisches Preis-Leistungs-Verhältnis
Der Mittelstand wurde jahrzehntelang zerschlagen. Wenn wir ihn zurückhaben wollen, müssen wir selbst wieder mittig handeln. Nicht billig – nicht überteuert. Nicht blind online – nicht blind bio-regional.
Sondern bewusst, kritisch und mit Blick aufs Ganze.
Das braucht Mut. Das braucht neue Strukturen.
Und vor allem: eine Rückkehr zu echter Handwerkskultur, die für alle leistbar ist – nicht nur für Gutverdiener mit moralischem Ablassbedarf.
Nur dann kann lokaler Handel mehr sein als ein Instagram-Hashtag.
Nämlich: ein realistischer Weg raus aus der Abhängigkeit.
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