Vom Bullshit-Coach bis zum Kanzler

Willkommen in der neuen Stallökonomie

Die kleine Stallökonomie

Manchmal reicht schon ein Morgen auf LinkedIn oder Xing, um zu verstehen, wie das System wirklich läuft.

Du klickst dich durch die Feeds und da sitzt er wieder: der junge Mann mit dem Dauergrinsen, irgendwo zwischen Yoga-Retreat und Vodafone-Traineeprogramm, und erklärt dir, warum dein Job dich „klein hält“.

Seine Diagnose: 
Montage nerven dich? Dein inneres Feuer fehlt? Wachstum stagniert?
Seine Offenbarung:
Dein inneres Feuer brennt nicht?
Seine Lösung:
„Vision 2.0“ – wahlweise als Workbook, Coaching-Paket oder dreitägiges Online-Retreat mit PowerPoint-Beschallung und Räucherstäbchen.

Das ist die Kleinversion der Stallökonomie.

Die Mini-Matrix für den gehobenen Angestellten, der sich gerne einreden lässt, dass er ohne „Framework“ gar nicht lebensfähig ist.

Die Methode ist simpel:

  1. Sag den Leuten, dass ihr Alltag falsch ist.
  2. Mach ein Problem daraus, das jeder haben muss.
  3. Biete ein Abonnement an, mit dem man „endlich wachsen“ kann.

Im Mittelalter nannte man sowas Ablasshandel. Heute heißt es Neudeutsch „Coaching“. Der Ablasshandel für Angestellte: „Dein Leben ist falsch, aber gegen Bakschisch mach ich dich groß.“

Und weil es nicht reicht, dass uns Coaches in 20-Minuten-Artikeln erklären, wie wir morgens die Sockenschublade richtig öffnen sollen, gibt es aktuell auch noch die selbsternannten E-Auto Mobilitätspriester. 

Die E-Auto-Priester auf LinkedIn haben längst begriffen, dass Angst die beste Währung ist. Sie predigen den menschengemachten Weltuntergang nicht, weil sie ihn fürchten, sondern weil er sich hervorragend monetarisieren lässt:

„Du sündigst mit deinem Diesel – kauf dir unseren rollenden Laptop auf Rädern und werde rein.“

So läuft’s: Angst einreden, Lösung verkaufen, Gewissen beruhigen.

Der Kunde fühlt sich moralisch erlöst, während er in Wahrheit nur den nächsten Leasingvertrag unterschreibt.

Das E-Auto ist nichts weiter als ein Ablasszettel mit Rädern – teuer, überladen und so nachhaltig wie eine Einweg-Gabel aus Bioplastik.

Und dann kommt der neue Hohepriester der Bubble: Herr Henßler. Er setzt noch einen drauf und erklärt die Geschwindigkeit zur Quelle allen Übels.

Seine Predigt: „Fahr 20 km/h langsamer – und du rettest die Welt.“

Da ist er, der Weltrettungsalgorithmus im Dreisatz der achten Klasse:

110 statt 130 = mehr Reichweite, weniger Verbrauch, weniger Sünde.

Die Bubble nickt andächtig, applaudiert wie Ministranten im Chor, und Henßler verteilt Likes wie Hostien: „Guter Punkt, mein Sohn 💚.“

Plötzlich ist die Apokalypse besiegt – nicht durch Batterien, nicht durch Netzausbau, sondern durch kollektives Schleichen auf der Autobahn.

Das ist keine Verkehrspolitik mehr, das ist eine Tempolimit-Liturgie.

Hosianna, die Reichweite sei mit euch!

Aber das, Freunde, ist nur das Vorspiel.

Die große Stallökonomie

Die große Stallökonomie spielt nicht auf LinkedIn – sie spielt in Berlin.
Dort läuft dieselbe Show, nur mit Milliarden und größerem Publikum: dem Volk.
Dort sitzen die Hohepriester im Bundestag. Sie arbeiten nach demselben Prinzip wie die LinkedIn-Coaches, nur mit anderen Summen.

Der Bürger ist der Nutzmensch.

Er schuftet bis 73, zahlt Abgaben bis zum letzten Hemdknopf und bekommt im Gegenzug:

  • eine Rentenreform, die ihn auspresst wie eine Zitrone,
  • Strompreise, die steigen, weil „Entlastungspakete“ beschlossen werden,
  • Prestigeprojekte, die aussehen wie Satire, aber echt sind (Hollywoodschaukel für 16.000 Euro an der Bundesstraße, Dackelmantel fürs Museum für 4.500 Euro).

Währenddessen:

  • Abgeordnete erhöhen ihre Diäten.
  • Ministerien buchen für 12 Millionen eine PR-Agentur, um ihre „Glaubwürdigkeit“ zu stärken.
  • Baerbock gibt 136.500 Euro im Jahr für Styling aus, weil sie sonst „wie ein Totengräber“ aussieht.

Und der Nutzmensch? Der darf sich freuen, wenn er noch den Bus erwischt, in dem die Klimaanlage nicht kaputt ist.


Das System funktioniert nach einer simplen Formel:

  • Unten: der Nutzmensch, der liefert.
  • Oben: die Nutznießer, die konsumieren.
  • Dazwischen: Heerscharen von Beratern, Coaches, Think-Tankern, Diversity-Managern, Kommunikationsagenturen und sonstigen Bullshit-Produzenten, die damit beschäftigt sind, das Auspressen als Fortschritt zu verkaufen.

Und alle zusammen bilden eine neue Religion:

  • Die Coaches sind die Prediger.
  • Die Politiker die Hohenpriester.
  • LinkedIn und Xing die Kirche.
  • Der Bürger die Opfergabe.

Statt Weihrauch gibt’s jetzt Buzzwords: Leadership, Purpose, Resilienz, Transformation.

Statt Messwein und Hostien fließt Entwicklungshilfe ausschließlich ins Ausland.

Und statt Orgelmusik dudelt das Mantra: „Wir müssen mehr arbeiten, langsamer fahren, mehr zahlen.“

Die Realität:

Während der Nutzmensch aktuell 45 Jahre ackern muss, um sich eine Minimalrente von 1.300 Euro zu verdienen, reicht es für einen Abgeordneten, einmal vier Jahre im Plenarsaal zu sitzen – meist damit beschäftigt, in sein Handy zu tippen oder in der dritten Reihe zu dämmern.

Ergebnis: Pension auf Lebenszeit, die ein normaler Arbeiter nicht mal in drei Jahrzehnten zusammenkratzt.

Dazu Dienstwagen, Chauffeur, Mitarbeiterkontingent, Büros, Bahncard 100, Steuerfreiheit für Zulagen. Alles inklusive.

Das ist so, als würdest du im Fitnessstudio einmal auf dem Laufband stehen – und dafür ein Leben lang Gratis-Proteinshakes, Massagen und Sauna-Zugang bekommen.

Der Bürger hingegen? Der darf froh sein, wenn er sich nach 45 Jahren noch das Deutschlandticket leisten kann, während der Abgeordnete in der Businessclass einschläft und sich am Ankunftsort von der privaten Visagistin die Augenringe wegschminken lässt.

Das Absurde ist: Diese Privilegien sind nicht heimlich, sie sind gesetzlich zementiert – und werden jedes Jahr von denselben Leuten, die davon profitieren, neu beschlossen und noch mehr zu ihren Gunsten optimiert.

Eine Art Selbstbedienungstrog mit Gesetzessiegel.

Und während der Nutzmensch sich fragt, ob er mit 73 überhaupt noch aus dem Bett kommt, erklärt ihm der Politiker grinsend aber bestimmt, dass „alle ihren Beitrag leisten müssen“ – und verschwindet dann zum Surf&Turf, Schampus und Zigarre im Hotel Adlon für schlappe 300 Euroletten auf Steuerzahlerkosten natürlich…


Die Wahrheit ist: 

Wir leben in einer perfekt vermarkteten Stallwirtschaft.

Die Stalltür trägt wechselnde Slogans – mal „Demokratie“, mal „Klimarettung“, mal „Vision 2.0“.

Drinnen aber bleibt der Ablauf gleich: Du lieferst. Sie kassieren.

Während du dich abstrampelst, sitzen sie oben im VIP-Bereich, grinsen ins Blitzlicht und bestellen noch eine Runde Hummer. Und wenn du umkippst, dann sagt der Coach: „Du warst halt nicht resilient genug.“

Und der Kanzler sagt: „Wir müssen leider länger arbeiten.“ Er natürlich nicht!

Willkommen in der modernen Stallökonomie, äh im neuen Feudalismus!


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Tom Weber

Tom Weber – Beruf: Störenfried. Diagnose: chronisch allergisch gegen Heuchelei, Doppelmoral und staatlich geprüften Schwachsinn. Schreibt auf dem Strafplaneten über alles, was im offiziellen Irrenhaus als „normal“ gilt – und daher dringend untersucht werden muss

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