Wie das AMS einen AMS sucht – und was in Wahrheit gemeint ist
Nachdem ich hier schon ein paarmal über die Jobausschreibungen aus der Bullshit-Bingo-Hölle geschrieben habe – von Red Bulls „Musketier“ bis zu diesen „Feel-Good-Evangelisten“ in Start-ups – bin ich auf LinkedIn über etwas gestolpert, das fast schon normal klingt.
Eine Ausschreibung, die tatsächlich ohne „Purpose“, „Mindset“ oder „Gamechanger“ auskommt. Fast schon verdächtig normal.
Denn es geht nicht um irgendeinen Job, sondern um den Posten des Landesgeschäftsführers beim AMS Salzburg.
Also um einen der Sessel, die man in Österreich offiziell ausschreibt, obwohl längst feststeht, wer drauf sitzen wird. Ein Posten für Leute mit den richtigen Telefonnummern im Handy. Für jene, die man auf Podien freundlich „vernetzt“ nennt – und intern als „verlässliche Systemkräfte“ führt.
Ich habe mir erlaubt, die Ausschreibung in meine Sprache zu übersetzen – in Klartext, ohne das PR-Latein der Republik. Und bevor jemand mit den üblichen Floskeln von „Übertreibung“ oder „Polemik“ kommt: Ich weiß, wie dieser Apparat funktioniert.
Ich habe ihn erlebt – mitten in der Corona-Zeit, als das AMS sich aufführte wie ein Straflager. Viermal wurden mir damals sämtliche Bezüge gestrichen, ohne Anhörung, ohne Begründung, einfach per Bescheid. Einspruch? Geh Scheiss’n du Querdenker, wir zeigen dir schon wo’s lang geht!
Ich war kein Mensch mehr, sondern eine Zahl, ein Datensatz im System.
Und als ich Hilfe suchte, erklärte mir eine Anwältin trocken: „Da können wir nichts machen. Gegen das AMS in Corona Zeiten gewinnt keiner.“ Ich hatte schon vor Ihnen solche Fälle die wurden alle abgelehnt und die Regierungspolitik brav durchgewinkt. Beweis zählten nicht auch wenn sie noch so stichhaltig waren und aus unwiderlegbare Fakten bestanden.
Willkommen im österreichischen Sozialstaat.
Oder besser: im Verwaltungs-Feudalismus, wo die einen vom Schreibtisch aus Gnade walten und die anderen am Monatsende beten.
Die Ausschreibung – übersetzt in Wahrheit:
„Führungspersönlichkeit mit sozialer Kompetenz“
→ Wir suchen jemanden, der Menschen sympathisch ruinieren kann. Freundlich in der Stimme, kalt im Herzen.
„Verantwortung für effiziente Mittelverwendung“
→ Du entscheidest, wem wir das Geld wegnehmen. Und nennst das „Effizienz“.
„Umsetzung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen in Abstimmung mit der Bundesstelle“
→ Mach, was Wien sagt. Und wenn’s kracht, war’s „eine Maßnahme“.
„Kommunikation mit Stakeholdern“
→ Du redest mit jedem freundlich – auch wenn du ihm gerade das Existenzminimum streichst.
„Belastbarkeit und Entscheidungsfreude“
→ Du darfst nie weinen, nie zweifeln, und schon gar nicht merken, dass das System krank ist.
„Politisches Gespür und Loyalität gegenüber den Zielen des Hauses“
→ Wenn der Wind dreht, dreh dich mit. Und sag, es war dein Plan.
„Gestaltungsspielraum“
→ Du darfst alles gestalten – solange du nichts veränderst.
Das ist keine Ausschreibung. Das ist eine Einweisung in die Systempflege.
Ein Dokument, das vorgibt, Verantwortung zu übertragen – während es in Wahrheit nur neue Wärter sucht, um den alten Käfig zu bewachen.
Man nennt es „öffentlichen Dienst“.
Ich nenne es: sozial verpackte Menschenverwaltung.
Der große Witz
In den unteren Etagen, beim Fußvolk, trieft jede Anzeige vor Buzzword-Sirup:„Gestalte die Zukunft“, „Bring dein ganzes Ich ein“, „Lebe Purpose“. Aber oben – wo Macht, Geld und Kontrolle sitzen – reden sie wieder Klartext.
Da heißt es plötzlich: „Durchsetzungsstark.“
„Belastbar.“
„Ergebnisorientiert.“
Nichts mehr mit Achtsamkeit, Yoga und Teamgefühl.
Oben will man wieder Zuchtmeister, keine Sinnsucher. Das System weiß genau, wo es welche Sprache sprechen muss. Beim kleinen Angestellten streut man Glitzer auf die Peitsche. Beim Landesgeschäftsführer reicht die Peitsche allein.
Die Realität dahinter
Diese Ausschreibung ist ein Lackmus-Test für das Land. Sie zeigt, wie schizophren unsere Bürokratie geworden ist: unten Emotion, oben Kontrolle. unten Coaching, oben Zwang. unten Bewerbung, oben Berufung.
Und das AMS ist die perfekte Miniatur der ganzen Republik:
Nach außen sozial, nach innen seelenlos. Jede Maßnahme, jede Sanktion, jeder Bericht ist politisch gewollt. Man redet von „Aktivierung“, meint aber Demütigung.
Man spricht von „Förderung“, meint Druck.
Und das Personal weiß das. Sie alle wissen es. Aber sie brauchen den Job – also tun sie, was man ihnen sagt.
Schluss mit Falco
Wie hat Falco schon gesungen?
„Die Titanic sinkt in Panik – ganz allanig, aber fesch. Mit all den Millionen Cash und all der teuren Wäsch.“
Genau das ist Österreich 2025.
Die Titanic heißt „Sozialstaat“, die Offiziere heißen „Landesgeschäftsführer“.
Und während das Wasser schon auf Knöchelhöhe steht, streiten sie an Deck über Nachhaltigkeit und Diversity-Quoten.
Das AMS Salzburg sucht also keinen Chef. Es sucht einen neuen Schiffsdirigenten fürs Untergehen. Einen, der die Reihen hält, wenn das Volk wieder zu viele Fragen stellt. Und irgendwo in Wien sitzt schon einer, der den Namen des Auserwählten längst kennt.
Die Ausschreibung ist nur das Theaterstück dazu.
Fazit:
Unten verkauft man dir den Traumjob als „Purpose Mission“.
Oben sucht man wieder den, der durchzieht, was keiner sagen darf.
Der Unterschied?
Unten musst du Bullshit reden, um reinzukommen. Oben musst du ihn glauben.
Und wer beides noch „Arbeitspolitik“ nennt, der hat die Menschlichkeit längst gegen Statistik eingetauscht.
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